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Fassung vom 17. Februar 2021
- Gegenstand und Zielsetzung
- Mitgefühl als Weg
- Sexuelle Gesundheit: Verbreitung von Best Practices und Hilfe für beschnittene Menschen
- Eine öffentliche Debatte eröffnen über die Bedingungen einer Einwilligung zur Beschneidung
- Entwicklung der internationalen Koalition zur Beendigung der Genitalverstümmelungen
Gegenstand und Zielsetzung
Droit au Corps hat als Grundprinzip das Recht über seinen eigenen Körper zu verfügen.
Der Verein hat die Beendigung aller Formen sexueller Verstümmelungen zum Ziel – weibliche, männliche, trans- und intersexuelle, Exzision, Zirkumzision und andere -, die ohne mündiges und informiertes Einverständnis der betroffenen Person und ohne medizinische Indikation erfolgen.
Zweck: da seine Ethik auf die Verminderung von Leid abzielt, strebt Droit au Corps die Beendigung aller Leiden an, seien sie physisch oder psyschisch, die aus Genitalverstümmelungen resultieren, vor allem jene, die an Kindern vollzogen werden.
Droit au Corps befasst sich hauptsächlich mit der Zirkumzision, ein Thema, das wenig bekannt und in der öffentlichen Debatte wenig präsent ist.
Mitgefühl als Weg
Im Einklang mit seiner ethischen Priorität, zielt Droit au Corps nicht nur auf die Beendigung der Leiden ab, die aus Genitalverstümmelungen resultieren, sondern sorgt sich auch über das mögliche Leiden derjenigen, die sich in ihren Traditionen bedroht fühlen oder gezwungen sind, diese zu tradieren. Droit au Corps wünscht sich, dass alle von Genitalverstümmelungen betroffenen Parteien sich gemeinsam auf dieses Ziel zu bewegen.
Die Veränderung einer Praxis, die seit Jahrhunderten in der Tradition verwurzelt ist, ist schwierig. Die Methode, die Droit au Corps bevorzugt, ist nicht die bloße Auseinandersetzung, sondern die kulturelle Evolution. Eine Kultur ist ein komplexes Ganzes und die Beschneidung nur ein Aspekt davon. Droit au Corps kann sich nicht mit allen Facetten der betroffenen Kulturen befassen und strebt daher Allianzen mit allen fortschrittlichen Akteuren an, um global zu wirken.
Wenn es darum geht, Wahrnehmungen und Einstellungen zu ändern, ist das von Droit au Corps bevorzugte Mittel die Kommunikation einer möglichst sachlichen und neutralen Information. Nichts wird zum Nutzen aller Beteiligten geschehen ohne Entwicklung eines Bewusstseins, ohne eine wirkliche Aufklärung über die Folgen der nichteinvernehmliche sexuellen Verstümmelungen.
Es gibt ausreichend Zeugnisse und wissenschaftliche Studien, die belegen, dass die Beschneidung für viele Männer eine Quelle von Leiden ist, kurz- wie langfristig. Tabulos Rechenschaft darüber abzulegen ist eine der Prioritäten von Droit au Corps.
Allerdings berührt die Beschneidung u.a. die Sexualität, ein hoch sensibles Thema. Deshalb halten wir es für notwendig, mit äußerster Sensibilität darüber zu sprechen.
Mitgefühl ist keineswegs ein weicher Konsens, es ist vielmehr die feste Entschlossenheit, Leiden zu lindern, mit Hartnäckigkeit und dauerhaft.
Sexuelle Gesundheit: Verbreitung von Best Practices und Hilfe für beschnittene Menschen
In der Geschichte der Medizin hat sich gelegentlich die Ideologie mehr aufgedrängt als die Wissenschaft in Sachen sexueller Gesundheit.. Im 19. Jahrhundert entstand die Idee die Verstümmelung des Penis oder der Klitoris als Vorbeugung der Masturbation zu etablieren, die als Hauptursache für Krankheiten galt. Während diese Begründung heute in Vergessenheit geriet, entstanden in den USA fortwährend neue medizinische Rechtfertigungen für die Beibehaltung der Praxis an männlichen Säuglingen. Eine geeignete Schmerztherapie für den Eingriff in diesem Alter existiert nicht. Auch ist die Beschneidung die Quelle eines florierenden Geschäfts: Entlohnung, chirurgische Geräte, industrielle Verwertung der Vorhaut, usw.
Diese ideologisch motivierte Bekämpfung der Onanie, die ihrerseits in der Religion wurzelt, hat tiefe Wunden hinterlassen. Man weiß heute, dass die Zirkumzision medizinisch äußerst selten notwendig ist. Weniger invasive alternative Behandlungsmethoden werden oft, mangels Wissen, außer Acht gelassen.
Darüber hinaus gibt es auch heute noch eine fatale Praxis: Die Zwangsretrahierung der Vorhaut. Von Ärzten und/oder Eltern aus Mangel an Information durchgeführt kann sie einen pathologischen Zustand hervorrufen, der eine Zirkumzision wohlmöglich unumgänglich macht. Zudem kann sie psychosexuelle Störungen auslösen.
Droit au Corps definiert seine Hauptziele wie folgt :
– best Practice-Regeln in der Öffentlichkeit verbreiten ;
– unterstützung der Ausbildung und Informationen aller im Gesundheitswesen damit konfrontierten Personen. Notwendigkeit der Übernahme der Rolle des Whistleblowers ;
– auf die Sorgen der jungen Menschen und Eltern in Sachen sexuelle Gesundheit eingehen und deren Fragen diesbezüglich beantworten ;
– beschnittenen Männern, die Hilfe suchen, Unterstützung zuteil werden lassen, um deren Trauma zu mindern (Gesprächsgruppen, psychosoziale Unterstützung, Informationen zur Vorhautwiederherstellung…).
Eine öffentliche Debatte eröffnen über die Bedingungen einer Einwilligung zur Beschneidung
Da das Recht über seinen Körper zu verfügen ein Grundprinzip von Droit au Corps ist, positioniert sich der Verein keineswegs gegen die Beschneidung, sofern der Betroffene in der Lage ist eine informiert Einwilligung zu erteilen.
Droit au Corps möchte eine öffentliche Debatte über die “Bedingungen einer Zustimmung zur Beschneidung” eröffnen, die einen Konsenz zwischen den Parteien herausarbeiten soll, als Gleichgewichtspunkt minimalen Leidens.
Entwicklung der internationalen Koalition zur Beendigung der Genitalverstümmelungen
Die Vergangenheit zeigt eine Zunahme von Bemühungen zur Abschaffung der Genitalverstümmelung, zunächst von Mädchen, dann von Jungen, sowie von Menschen mit nicht eindeutigen Geschlechtsmerkmalen. Die Zeit ist reif für eine Bündelung aller Initiativen guten Willens, um diese effizienter zu vertreten.
Droit au Corps setzt sich für einen universalistischen Ansatz zu Genitalverstümmelungen ein : sollte die Weltgemeinschaft nicht Kinder ohne Unterschied ihres Geschlechts beschützen ?
In diesem Sinne initiierte unser Kollektiv im Jahr 2020 die internationale Koalition für die Abschaffung der Genitalverstümmelungen, The Bodyguards.